Tageblog 7. Oktober 2016

7. Oktober Welttag für menschenwürdige Arbeit

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Ekwo muss sich beeilen. Er muss früher nach Hause als sonst. Heute Abend wird Akosua abgeholt und zu den Göttern gebracht. Er will sie unbedingt noch sehen bevor sie abreist. Er will ihr ein Geschenk mitgeben. Das hat er hier auf der Müllkippe gefunden. Jeden Tag verbringt er hier mindestens acht Stunden, um aus den alten Elektrogeräten die wertvollen Edelmetalle rauszupulen. Seine Ausbeute verkauft er am Ende des Tages an Kofi, einen der Händler, der ihm je nach Sorte und Gewicht zwischen 1,50$ und 2,50$ bezahlt. Das bringt er abends nach Hause. Die letzten Wochen, seit er weiß, dass seine Schwester weggeht, hat er immer etwas von dem Kupfer zurückbehalten und daraus einen Ring geformt. Den will Ewko Akosua heute Abend schenken. Zum Abschied. Ihre Mutter hat sie an einen Priester versprochen, bei ihm wird sie zu einer Dienerin für die Götter ausgebildet. Sie bekommt neue Kleider und sogar ein paar Schuhe. Ein bißchen neidisch ist er schon, aber am schlimmsten ist, dass sie abends nicht mehr da ist, wenn er nach Hause kommt. Dann kann er den Hunger nicht mehr beim Geschichten erzählen vergessen. Sonst ist niemand da, der seine Geschichten hören will. Seine Mutter geht abends immer arbeiten, wenn er von der Müllkippe zurück ist, sein Vater ist schon vor Monaten gestorben. Sie sagen es hatte etwas mit der Arbeit auf der Müllkippe zu tun. Irgendein Gift das man einatmet oder so. Ihm geht es aber noch gut. Aber die Aufnahme Akosuas in den Kreis der Dienerinnen erfüllt ihn mit stolz. Das muss einen Bonus bei den Göttern geben, wenn die eigene Schwester für sie arbeitet.  Sie muss mal ein gutes Wort für ihn einlegen. Er hat gehört, dass ganz selten auch Jungs von den Priestern mitgenommen werden. Er betrachtet den Ring. Hoffentlich findet sie ihn nicht zu schäbig, ist ja nur aus Schrott hergestellt. Er fängt an zu laufen. Auf gar keinen Fall darf er sie verpassen.

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