Tageblog 14. November 2016

14. November 1899 – Im Samoa-Vertrag klären Deutschland und Großbritannien ihre Besitzansprüche im Pazifik. Der Westteil des Archipels (heute der Unabhängige Staat Samoa) wird am 2. Dezember deutsche Kolonie. Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs 1914.

Lieber Manu,

ich hoffe es geht dir gut. Den Scheck von dir, der ungefähr alle zwei Monate hier eindrudelt, haben wir bitter nötig. Opa vermietet zwar weiterhin unsere alten Fale an junge Touristenpärchen, aber das wirft nicht genug Geld für alle ab. Oma hat jetzt angefangen, die eine Hälfte der Hütten zwischen den Stützen mit Blättern abzudichten. Es ist den Fremden sonst zu offen und sie fühlen sich beobachtet. Sie brauchen mehr Intinmität. Seit ich nicht mehr hindurchsehen kann, durch die Fale, seit sie Wände hat, seitdem gucke ich ständig rüber. Ich starre auf die Blätter und glaube Bewegungen wahrzunehmen und Geräusche zu hören. Vorher waren die Gäste Menschen wie du und ich. Jetzt tuen sie etwas Verbotenes. Glaube ich.
Nicht nur wir haben zu wenig Geld, ganz Samoa braucht mehr Finanzkraft. Sagen die Politiker. Sagen die Chinesen. Sie brauchen unsere Stimme in der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Darum gibt es jetzt hier an allen Ecken und Enden von China gesponsorte Projekte. In der Nähe von unserem Haus gibt es die schon so lange dringend gebrauchte Grundschule. Mit chinesischem Geld. Alle Schüler, die diese Schule besuchen wollen, müssen auch Mandarin lernen. Was sagst du dazu?
Haku hat ab nächsten Monat einen Job in der neuen Bierfabrik. Es wird Bier nach deutschem Reinheitsgebot hergestellt. Das schmeckt echt lecker. Es wird mit den leeren Containern, mit denen uns die Neuseeländer und Australier mit ihren Waren versorgen dorthin wieder zurückgeschickt. Also achte in Australien auf eine neue Biermarke im Regal.
Ich muss jetzt los. Ich arbeite in der Grundschule als Reinigungskraft. Ein paar chinesische Silben kann ich auch schon.

再会

Jaimia

P.S. Ich lese gerade mal wieder Flying Fox in a Freedom Tree. Erinnerst du dich?

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