Tageblog 7. Januar 2017

7. Januar 1785 – Der Franzose Jean-Pierre Blanchard und der Amerikaner John Jeffries überfliegen erstmals den Ärmelkanal von Dover nach Calais in einem Ballon.

 

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Was ist das denn? Francois klettert in den Ballon und guckt irritiert auf den Boden. In jeder Ecke sitzt ein Stapel Flugblätter. Willst du den Ballast etwa mitnehmen? Was steht denn da drauf? Ah, dass du alleine mit dem Ballon von Dover nach Calais fliegst. Als erster Mensch auf der Welt. Und wo bleibe ich da? Ich komme mit, schon vergessen? Total verärgert nimmt Francois ein paar Blätter und zerreißt sie. Ey, hör‘ auf Michel reißt ihm die restlichen Papiere aus der Hand. Wir beide sind einfach zu schwer für den Ballon. Es kann nur einer fliegen. Und das bin ich. Wenn wir die Flugblätter wieder raus tun kann ich mitkommen, bemerkt Francois und fängt an das Papier rauszuwerfen. Nein, nein, hör auf Michel legt die Blätter wieder auf den Stapel. Ich habe das genau ausgerechnet. Der Ballon trägt uns beide plus exakt die Anzahl der Blätter, die ich eingeladen habe. Ich wollte dir nur die Möglichkeit geben, ehrenhaft aus dem Projekt auszusteigen. Ich dachte du hast vieleicht Angst. Aber so geht es morgen früh für uns beide los.
Francois und Michel stehen in ihrem Ballon und gucken über das Meer. Der Start ist geglückt und sie schweben schon seit einer Viertelstunde über dem Wasser. Wozu sollen die Flugblätter eigentlich gut sein? Willst du sie in Frankreich bei einer Wanderung verteilen? Oder über Calais abwerfen? Damit alle unsere Landung bestaunen? Ja, selbst wenn die, die das Papier lesen, nicht zur Landung kommen können oder wollen, so verbreitet sich doch die Nachricht von unserer Pioniertat. Schade, dass mein Name nicht draufsteht bemerkt Francois trocken so hat man ja tatsächlich den Eindruck, du wärest alleine unterwegs gewesen. Der Ballon gleitet dahin. Die beiden sind fasziniert von der Weite, die sie umgibt. Nur leider scheint der Ballon immer mehr an Höhe zu verlieren. Sie beginnen Ballast abzuwerfen, um die Höhe zu halten. Zuerst geht der Proviant über Bord, dann ein paar Sandsäcke, immer auch ein paar Flugblätter. Dann immer mehr Sandsäcke und auch immer mehr von den Flugblättern finden ihren Weg in das Meer unter ihnen. Als sie nichts mehr zum abwerfen haben, beginnen sie sich auszuziehen und ihre Kleidungsstücke über Bord zu werfen. Mit letzter Kraft und in Unterhosen gelingt ihnen die Landung in Guînes nahe Calais. Nicht gänzlich unbemerkt haben sie den Korb auf dem Feld abgesetzt, sodass ihnen schon ein paar Franzosen entgegenkommen, die aber sichtlich überrascht sind, die Herren in Unterwäsche vorzufinden. Michel zieht einen klein zusammengefalteten Zettel aus seiner Unterhose. Das Faltblatt. Gestatten, Francois Lesquillons. Ich bin der Mann, von dem hier auf dem Faltblatt die Rede ist. Das hier, Michel, ist lediglich ein Freund, den ich jetzt in diese mißliche Lage gebracht habe. Wir mussten unser gesamtes Gepäck abwerfen, einschließlich Kleidung und Papiere. Da ist mir wohl bei der Berechnung des Flugs ein kleiner Fehler unterlaufen. Aber alles in allen ist das Projekt geglückt. Wir sind von Dover nach Calais geflogen. Freuen würden wir uns jetzt über einen wärmenden Überwurf, es ist ja doch recht kühl Anfang Januar. Die Franzosen geben bereitwillig ihre Mäntel ab und so stapft die Gesellschaft zum nächsten Gasthaus, um von dort aus Kleidung zu organisieren und ein gutes Mahl einzunehmen. Michel trottet neben Francois her und sagt keinen Ton. Was ist los? fragt Francois ich dachte die Nummer in der Unterhose sei dir peinlich. Ich habe dir die Möglichkeit gegeben, ehrenhaft aus dem Projekt auszusteigen. Wie fühlt sich das an?

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