Tageblog 31. Dezember 2016

31. Dezember Silvester

 

Irgendwo habe ich gelesen, dass Silvester „Waldmensch“ bedeutet. Angeblich weil es abgeleitet werden kann von dem Lateinischen „silva“, das Wald bedeutet. Aber was soll der letzte Tag im Jahr mit dem Wald zu tun haben? Ich denke das Ganze beruht auf einem Lese- oder Hörfehler. Viel überzeugender scheint mir, dass es sich eigentlich um das Wort „Südwester“ handelt, das fälschlicherweise als „Silvester“ ausgesprochen wird. Traditionell gehen bei uns alle Leute um Mitternacht auf die Straße und schießen Raketen in die Luft. In der Regel ist es kalt und wenn es nicht schneit dann regnet es. So muss man immer eine Kopfbedeckung tragen, auch um sich vor dem Lärm etwas zu schützen. Die Form des Südwester hat sich bewährt, weil durch die tiefgezogene Krempe am Hinterkopf einem kein Niederschlag in Form von Regen, Schnee oder Feuerwerkskörperteile in den Nacken fallen kann. Ursprünglich für die Seefahrt entwickelt, gibt es für den
Südwester-Tag diese Modelle vor allem aus Wolle und Lammfell. Jetzt  denken Sie bestimmt an die russischen Fellmützen mit Ohrenklappen. Ich muss Ihnen rechtgeben, daran sind sie auch orientiert. Besorgen Sie sich eine fürs’s nächste Südwester. Sie haben jetzt 365 Tage Zeit.

Tageblog 30. Dezember 2016

30. Dezember 1916 – Rasputin, russischer Geistheiler, einflussreicher Berater am Hofe Zar Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra Fjodorowna, wurde ermordet, geb. 1869

 

Rasputin

Hast du schon gehört? Es soll ein Mann in der Stadt sein der alle Wünsche der Frauen befriedigen kann. Die körperlichen meine ich natürlich. Geld hat er keins. Er ist arm wie eine Kirchenmaus. Aber schön anzuschauen. Groß, schlank, mit einem zackigen Haarschnitt und einem schön gestutzen Bart. Er nimmt für seine Dienste auch kein Geld, lediglich eine warme Mahlzeit verlangt er.
Zum Glück haben wir ’ne Frittenbude. Wo kann man den Kerl denn treffen?
Treffen? Das geht alles über Facebook. Soll ich eine Verabredung machen? Sein Name bei Facebook ist „Rasputin“.
Rasputin? Wie kommt er denn zu dem Namen? Künstlername? Welche Mutter tur das ihrem Kind an?
Ich find’s cool. Klingt so erotisch.
Meinst du exotisch?
Ja, sowas. Irgendwie ausländisch, aufregend, geheimnisvoll. Ich loge mich jetzt bei Facebook ein. Hhm, geht gar nicht. Die Seite ist irgendwie gesperrt.
Wahrscheinlich wegen Überlastung. Es gibt ja genug Frauen für die so ein Angebot verlockend ist. Versuch’s später noch mal. Jetzt gehen wir erst mal arbeiten.

Immer noch keine Verbindung.
Woher weißt du überhaupt, dass Rasputin in Köln ist? Seinen Facebook Account kann er doch überall einsehen.
Stimmt. Aber ich habe das im Express gelesen. Die wissen sowas. Naja, wenn das heute nix wird, dann gucke ich auf RTL die Neuverfilmumg von Winnetou. Die beiden Hauptdarsteller sind ein echter Augenschmaus. Vor allem Winnetou soll immer halb nackt rumlaufen.

Ey, Sandra. Schon Express gelesen?
Nö, wieso? Gibt es etwas was ich wissen muss?
Naja, da steht, dass Rasputin tot ist. Hier, hör mal, ich les‘ vor:

                  Rasputin tot
Der Mann, der allen Frauen seine Dienste gegen ein leckeres
Essen angeboten hatte, ist tot. Er wurde in der Nacht in der
Nähe des Blücher Parks tot aufgefunden. An der Leiche sind
keine Spuren von äußerer Gewalt erkennbar. Die Polizei geht
davon aus, das der Mann vergiftet wurde. Der Ehemann seiner
letzten Kundin besitzt in Ehrenfeld ein Restaurant. Vielleicht
hat er dort seine Henkersmahlzeit eingenommen. Die Ermitt-
lungen dauern an.

Ui. Das ist hart. Aber wieso geht er auch in den Laden des Gehörnten essen? Wenn das ein Typ mit mir machen würde, mir seine Flamme zum Essen in die Frittenbude schicken, dann hätte ich da auch ein Spezialgericht. Weißt du noch der Ralf? Der hatte doch ein Krösken mit der Sabrina. Die hat auch eine Woche im Bett gelegen wegen Unwohlsein.
Ja, ja ich erinnere mich. Ach so, und ich dachte das war der Norovirus.
Ja, das dachten alle. Zum Glück. Und jetzt an die Arbeit.

 

 

 

 

Tageblog 29. Dezember 2016

29. Dezember 1170 – In der Kathedrale von Canterbury ermorden vier Ritter Erzbischof Thomas Becket, der mit König Heinrich II. um die Gerichtsbarkeit über den Klerus stritt. Als Auftraggeber der Bluttat sehen Historiker den Monarchen.

Canterbury  –  Kylltal Sankt Thomas   ein Katzensprung

Heinrich war stinksauer über das Benehmen von Thomas. Er fluchte vor sich hin wie ein Kesselflicker. Den Tod wünschte er seinem ehemals größten Vertrauten. Ein Herz und ein Verstand wurden die beiden früher genannt. Die Zeiten waren vorbei. Heinrichs jetzigen engsten Vertrauten war Heinrichs Wunsch Befehl. Sie suchten Thomas in seiner Kathedrale in Canterbury auf. Nachdem er sich geweigerte hatte das Gotteshaus zu verlassen, stellten  sie ihn an diesem heiligen Ort und schlugen ihm die Schädeldecke ab. Als Strafe dafür wurden sie vom Papst exkommuniziert. Mathilde, die Tochter Heinrichs, die von Thomas einst getauft worden war, setzte sich beim Papst dafür ein, dass Thomas schon 1173 heilig gesprochen wurde. Ihren Vater überredete sie zu einem Bußgang nach Canterbury, bei dem er den Heiligen als seinen Schutzpatron pries und somit der Verehrung Thomas gewaltig Vorschub leistete.

Schon kurz nach der Heiligsprechung lies der Ritter Ludwig von Deudesfeld im Kylltal eine Kapelle erichten, in der er eine Reliquie des Hl. Thomas von Canterbury aufbewahrte, die er von einer Reise zu dem  Wallfahrtort Canterbury mitgebracht hatte. Er musste nämlich ebenfalls Buße tun. Auf seinen vielen Wegen die er im Laufe seines Ritterlebens zurücklegte, kam er an vielen unschuldigen und wehrlosen Frauen vorbei, die er unsittlich belästigte. Eines Tages erschien ihm eine Gestalt, die ihm den frühen Tod voraussagte, sollter er nicht ablassen von seinem schändlichen Verhalten und Buße tun. Gesagt getan. Der Ludwig lies sich nicht lumpen und baute neben die Kapelle mit der heiligen Reliquie direkt noch einen adeligen Damenstift, das erste Zisterzienserinnenkloster auf deutschem Boden. Auf Grund der Märtyrerreliquie geriet Sankt Thomas selbst zu einem Wallfahrtsort und das Kloster erfreute sich ebenfalls großer Beliebtheit.

Durch Brände, Kriege und die Säkularisation befindet sich heute an der Stelle kein Nonnenkonvent mehr. Das Bistum Trier hat den Gebäudekomplex erworben und es befindet sich ein Erxerzitienhaus darin. Wer es nicht nach England schafft, kann im Geiste des Thomas von Canterbuy in der Eifel Ruhe und Einkehr finden.

http://www.sanktthomas.de

 

Tageblog 28. Dezember 2016

28. Dezember     Fest röm.-katholisch       Tag der unschuldigen Kinder ( Kindermord in Bethlehem)

versus Femizid

 

Ein Gedenktag für den Massenmord an den männlichen Kleinkindern, den Herodes angeordnet hat, um den neugeborenen König Israels, Jesus von Nazareth, zu töten.

Kein Gedenktag für die täglichen Morde an weiblichen Föten, Mädchen und Frauen seit Menschengedenken.

 

Tageblog 27. Dezember 2016

27. Dezember 2016 ein weit gereistes Geschenk: meine Decke aus Lesotho

Für N.
Danke B. für meine Fotos

 

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http://www.aranda.co.za/catalogue/basotho-heritage-blankets/

 

Karethsa

The Kharetsa is named after the spiral aloe which is only found in the Maluti Mountains of Lesotho. The aloe is prominently featured in the centre of the design. It is surrounded by iconic Basotho hat and shield motifs

 

Ich reise mit meiner Decke zum Kölner Dom.

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Ich reise mit meiner Decke zum Kölner Dom

 

 

Meine Lesotho Decke
In der Mitte die spiralförmige Aloe, die nur in den Maloti Bergen von Lesotho zu finden ist.
In vier Himmelsrichtungen die Schutzschilde der Basotho, die das Volk in Lesotho bilden.
In vier Ecken die Basotho Hüte, die Makorotlo, deren Form dem Berg Qiloane nachempfunden ist.
Durchlaufen vom Orange River, der in den Maloti Bergen entspringt und die westliche Grenze zwischen Lesotho und Südafrika bildet.

Das Volk der Basotho trägt die Basotho Heritage Blankets in Lesotho.

Ich trage die Basotho Heritage Decke vor dem Kölner Dom.

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Tageblog 26. Dezember 2016

26. Dezember 1898 – Das Forscherehepaar Marie und Pierre Curie entdeckt das chemische Element Radium und weist zum ersten Mal den radioaktiven Zerfall nach.

Lieber Tolja,

danke für das schöne Foto von dir und deiner Schwester. Ich habe mich sehr gefreut euch zu sehen. Ist  im Hintergrund dein Freund Osip zu sehen, von dem du mir schon so viel berichtet hast? Ja schade, dass wir uns nicht besuchen können. Du weißt ja, für eine Reise haben Opa und ich kein Geld. Hierherzukommen ist für euch viel zu gefährlich. Das weißt du auch. Nein, das Atmen tut nicht weh. Man merkt gar nichts von den radioaktiven Strahlen. Wir bauen auch Obst und Gemüse in unserem Garten an, das wir dann zubereiten und verzehren. Genau wie die Kleintiere die wir uns halten. Ja, natürlich ist hier alles immer noch radioaktiv verseucht, aber wir wollen an keinen anderen Ort in der Welt. Wir gehören hier hin. Wenn es hier tödlich ist zu leben, dann ist das unser Schicksal. Aber ich bin natürlich froh, dass ihr weit weg wohnt. Und unglücklich darüber, dass wir uns nicht in die Arme schließen können.
Opa ist gerade einkaufen. Auf dem Rückweg fährt er noch bei der Post vorbei und holt Briefmarken, damit der Brief hier schnell auf den Weg kommt.
Bulka ist letzte Woche gestorben. Wir haben sie in unserem kleinen Garten begraben. Da liegt schon Masik, ihr Vorgänger. Ich weiß nicht ob wir noch einmal einen Hund bekommen. Das Spazieren fällt uns doch zunehmend schwerer.
Was macht dein Kaninchen und Janinas Hamster? Und wie geht es in der Schule? Lernst du auch schon Deutsch? Ich habe das auch früher in der Schule gelernt. Aber mittlerweile habe ich fast alles vergessen. Das hängt nicht nur mit meinem Alter und der mangelnden Übung zusammen, auch die Radioaktivität beeinträchtigt das Erinnerungsvermögen. Aber jetzt haben wir eine neue Hülle um den Reaktor bekommen. Die soll verhindern, dass in den nächsten hundert Jahren Strahlen austreten, aber es strahlt noch 100.000 Jahre weiter. Deswegen weiß ich nicht, ob das wirklich ein Grund zum Feiern ist.
Was komisch ist, dass immer mehr Touristen kommen, seit die Regierung das Gebiet für den Tourismus geöffnet hat. Hier laufen junge Leute mit Kameras rum und fotografieren alles. Mit ihren Telefonen machen sie Aufnahmen von sich mit dem Reaktor im Hintergrund. Ich verstehe nicht warum. Mir gefallen Blumen besser.
Ah, da kommt Opa. Ich beende den Brief jetzt und freue mich auf deine Anwort. Grüße deine Eltern, deine Schwester und Osip.
Sei umarmt von deiner Oma Lidia

Tageblog 25. Dezember 2016

25. Dezember 2016  Tod von George Michael mit Blick in die Zukunft

Boah, jetzt reichts aber langsam. Noch ist 2016 nicht zu Ende und immer noch muss jemand zu dem Knabenchor in den Himmel aufsteigen. Nach David, Prince, Leonhard jetzt auch noch George. Da sind noch so viele andere dieses Jahr hinbeordert worden, dass ich glaube, die im Himmel planen das ganz große Ding.
Kann auch sein, dass sie uns mit wohlklingenden Klängen dort empfangen wollen, wenn Trump, Putin, Assad und all die anderen Pfeifen alles in die Luft gejagt haben.

Tageblog 24. Dezember 2016

24. Dezember 1717 – Die „Weihnachtsflut“ (24./25. Dezember) fordert an der Nordseeküste wohl 11 000 Menschenleben.

 

Untergehen

Die Flut der Wörter. Die Flut der Bilder. Die Flut der Gedanken.
Ich versuche zu ordnen. Die Wörter werden aufgeschrieben. Manchmal in sinnvoller Reihenfolge. Auch in Listen. Oder einfach so. Ohne Zusammenhang. Jedes Wort hat Gewicht. Aber auch da muss ich wieder ordnen. Die Blätter.
Bilder stecken meist in meinem Kopf. Ich versuche sie herauszuholen indem ich sie zeichne oder male. Oder auch der Fotoapparat hilft dabei Bilder festzuhalten. Das wird in Mappen aufbewahrt. Die Gedanken sind frei. Auch in meinem Kopf. Manchmal werden sie zu Wörtern oder Sätzen, zu Zeichnungen, Bildern oder Fotografien. Die, die im Kopf bleiben schwimmen darin umher wie Fische in einem Aquarium. Wie geht es sich mit einem Wasserbassin auf dem Hals? Das Balancieren will gelernt sein. Wenn es zu weit nach einer Seite ausschlägt, stellt sich Unwohlsein ein. Das Wasser darf auch nicht auslaufen, trockene Fische sterben und stinken.
Immer wieder Tsunami.

Tageblog 22. Dezember 2016

22. Dezember 2016 16:00-17:30   Uni Köln Begleitseminar TransLit. 2016 Felicitas Hoppe, eine Seminarstunde über Iwein von Hartmann von Aue mit Blick auf Iwein Löwenritter von Felicitas Hoppe

 

(Fortsetzung vom 21. Dezember 2016)

Löwenherz – der Heimweg
2. Iweins Wahnsinn

Löwenherz, Löwenritter und sein Löwe und die schöne Leonie reiten gemeinsam dem Reich Richard Löwenherz‘ entgegen. Sie halten nur an, wenn es unbedingt sein muss. Das ist der Fall, wenn sie die Wegeschilder lesen müssen oder der Löwe in seiner Mähne gekrault werden will. Seit Leonie mit von der Partie ist, kommt das ziemlich oft vor.
Sagt an, edler Leopold, spricht Leonie Iwein an, wie kommt es, dass ihr so einen ungewöhnlichen Herold habt?
Wollt ihr wirklich die Geschichte hören? Es mag euch befremden, was euch zu Ohren kommt. Auch fällt es mir schwer, davon zu berichten, habe ich mich nun wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Iwein ist sichtlich verlegen. Jetzt schaltet sich Löwenherz ein, der über seinen neuen Gefährten auch nichts weiß Ja, Leopold, erzählt ruhig ein wenig von deinen Abenteuern. Das wird uns die Zeit vertreiben und die Stunden vergehen dann wie im Flug. Als Iwein Leonie auf’s Pferd helfen will, lässt sie ihn amüsiert abblitzen und schwingt sich elegant in den Sattel. Ich bin gespannt, Leopold ruft sie ihm zu, als sie dem Pferd die Sporen gibt und voranstürmt. Und das ist das Problem. Da sie so schnell unterwegs sind, muss Iwein laut schreien und das Gesagte kommt nicht immer so, wie es seinen Mund verlassen hat im Ohr des Zuhörers an. Ich habe das Herz meiner Geliebten gebrochen, weil ich mich nicht an ein Versprechen gehalten habe. Sie hat mich verstoßen und will mich nie mehr wiedersehen. Über diesen Kummer bin ich wahnsinnig geworden. Ich habe meine Haare, meine Kleidung und meinen Verstand verloren und habe im Wald als rasender einsamer Schraat gelebt. Obwohl meiner Herkunft und Ehre beraubt, besaß ich noch Bärenkräfte. Ich jagte das Wild für meine Mahlzeiten mit den bloßen Händen und aß die Beute roh und ohne jegliche Gewürze. Nackt war mein Körper der Witterung und den Launen der Natur ausgesetzt, sodass meine Haut sich in eine lederne Schutzschicht verwandelte. Nicht mehr Mensch aber auch kein Tier, so kam ich eines Tages auf eine Lichtung und sah mich dem sagenhaften Bergtroll gegenüber. Noch größer, grauer und grausamer als in den Erzählungen, stürzte er sich, sobald er mich sah, auf meine wehrlose Gestalt. Meine Kräfte reichten nicht aus, um den Bergtroll zu bezwingen. Da kam der Löwe des Weges, der sich in der Tier- und Sagenwelt einfach unheimlich gut auskannte. Er wusste, die Waffe mit der der Troll zu schlagen war, war die Kunst des Vorlesens. Sofort zückte er das Buch über die „Sagengestalten im Reich des Burgenlandes“ aus seinem Speicher und begann den Bergtroll regelrecht einzulullen. Er ließ von mir ab, setzte sich auf den Boden, rollte sich zusammen und schlief schließlich wie ein sattes zufriedenes Baby ein. Meine Begeisterung war grenzenlos. Ich bedankte mich überschwenglich bei dem Löwen, der aber auch mir gegenüber skeptisch blieb. Auch für meine Person schien er die passende Geschichte parat zu haben. Er begann vom Hofe des König Artus zu erzählen, von den Rittern der Tafelrunde, von der schönen Ginever, von Lancelot, Gawein und Iwein, in dem ich mich wiedererkannte. Während der Löwe so von der Artuslegende fabulierte, verwandelte ich mich vom nackten Waldmenschen in einen Ritter.
Seid ihr der sagenumwobene Ritter Iwein, der zusammen mit seinem Freund, dem edlen Ritter Gawein, das unschlagbare Dreamteam der höfischen Abenteuerliteratur darstellt? 
Leonie war vor Aufregung das Herz in die Hose gerutscht, sodass sie jetzt unruhig im Sattel hin- und herwackelte.Was? Wie kommt ihr denn da drauf? Ich heiße doch Leopold. Wahrscheinlich habt ihr ob unseres schnellen Ritts und dem damit verursachten Lärmpegel alles falsch verstanden. Hier noch einmal eine knappe Zusammenfassung: Ich, Leopold von Drüben, habe eine Wette verloren. Zur Strafe musste ich drei Tage ohne Kleidung, ohne Waffen und ohne Gesellschaft im Wald verbringen. In dieser Zeit beobachtete ich auf einer Lichtung, als ich auf der Suche nach etwas Essbarem war, einen Kampf zwischen einem Löwen und einer Schlange. Der Löwe, schon stark geschwächt von den Giftbissen seiner Gegnerin, drohte sein Leben zu lassen. Geschwind fand ich mich in meiner eigentlichen Bestimmung wieder: Frieden schaffen ohne Waffen. Ich erinnerte mich an die Geschichte vom „Dschungelbuch“ und erzählte die Episoden der Schlange Kaa. Die Schlange rollte sich ein wie ein zufriedenes Baby und schlief ein. Ich kümmerte mich um den verletzten Löwen. Als meine Wettschulden beglichen waren und ich wieder aus dem Wald heraus durfte, nahm ich den Löwen mit nach Hause. Er schwur mir ewige Treue, da ich sein Leben gerettet hatte und bat mich, ihn bei mir zu behalten. Auf Grund seiner Belesenheit machte ihn zu meinem Herold und seit Leonhard und ich gleichen Weges gehen, dient er uns gemeinsam.
Leonhard, der aufmerksam gelauscht hatte, wusste welche der Geschichten der Wahrheit am nächsten kam. Amüsiert und beeindruckt setzt er den Weg an der Seite Iweins fort.