Tageblog 28. Januar 2017

28. Januar 2015 – Per Samenspende gezeugte Kinder haben grundsätzlich ein Recht darauf, den Namen ihres biologischen Vaters zu erfahren, entscheidet der Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

 

Jan radelt zu seinem Job. Coole Sache. Alle zwei Wochen kann er auf der Samenbank Sperma abgeben und bekommt als Gegenleistung 85 € pro Röhrchen. Im Monat hat er so 170 € zusätzlich. Für zweimal wichsen. Besser geht es eigentlich nicht. Aber seit er mit Monique zusammen ist, findet er das irgendwie komisch. Aber auch super. Er denkt  immer an den Sex mit ihr, dann ist der Job im nullkommanix erledigt. Paul meint, Jan soll seinen Nebenjob aufgeben. Oder es ihr sagen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie dann geht. Oder sie ihm sagt, er soll den Job aufgeben.
Jan steigt vom Rad und läuft die Treppen hoch. Er geht durch die Drehtür, fährt mit dem Aufzug in den zweiten Stock. Er klingelt, der Summer ertönt, die Tür öffnet sich und beim Eintreten hört er schon die freundliche Stimme von Frau Hammes Gutem Tag, Herr Kessler, Sie können schon in die Kabine gehen, Schwester Gaby kommt gleich zu Ihnen. Toll, wie ein beliebter Stammkunde wird er hier begrüßt, denkt Jan. Schade, wenn er das aufgeben müsste. Aber, man soll vor jeder Spende ein paar Tage keinen Samenerguss gehabt haben, damit der Samen die optimale Qualität hat. Deswegen sieht er Monique auch in so einem komischen Rhythmus. Denn wenn er sie sieht, dann knallt es auch. Also darf er sie nicht sehen. Aber vorstellen tut er sie sich trotzdem. Ja, der Job verlangt ihm einiges ab. Vielleicht doch aufhören? Aber was dann machen? Vielleicht Katzensitter. Hallo Herr Kessler, wie geht es Ihnen? Alles in Ordnung? Haben Sie schon Urin abgegeben? Jetzt nehme ich  erst einmal Blut ab und dann pinkeln Sie noch in den Becher. Stellen Sie ihn dann wie immer in die Ablage, ich habe ihn schon beschriftet. Jan spürt das Pflaster in der Armbeuge, nimmt den Plastikbecher mit seinem Namen und geht auf die Toilette. Er stellt den Becher auf den Fußboden, zieht die Hosen runter, nimmt seinen Schwanz in die Hand und zielt genau in den Becher. Bevor er überläuft, schwenkt er rüber in die Kloschüssel. Den Urinstreifen wischt er mit ein paar Papiertüchern auf, die er ebenfalls in die Toilette wirft. Das Wasser steigt, weil das Papier eine Verstopfung verursacht. Vollgesogen mit Wasser wird es immer geschmeidiger und macht den Abfluss schließlich frei, als er mit einem Ruck  verschwindet. Jan kann die Augen kaum abwenden von dem Schauspiel. Er schließt den Klodeckel und stellt den Becher in die Ablage. Er hat die Hosen immer noch nicht hochgezogen und betrachtet sich im Spiegel.  Ob wohl schon Kinder mit seinem Sperma gezeugt wurden? Jungs, die auch so super zielen können? Oder Mädchen, die auch rötliche Haare haben? Er kommt nun schon seit zwei Jahren regelmäßig hierher, da war bestimmt schon ein Treffer dabei. Jan wird ganz sentimental. Vielleicht habe ich meine Eltern schon zu Großeltern gemacht? Sein Handy summt. Monique, nein mit ihr wollte er jetzt nicht sprechen. Er lässt das Telefon zu Ende klingeln, dann hört er das Geräusch für die eintreffende SMS. Er hält das Handy an sein Ohr Hallo, hier ist Monique. Wo steckst du? Ich habe eine tolle Idee für übernächstes Wochenende, oder musst du schon wieder zu einem meeting? Zur Not könnte ich ja mitkommen, oder arbeitest du auch nachts? Ruf‘ mich an, wenn du das hörst, ich will dir den Vorschlag nicht auf die mailbox quatschen. Ciao, bello. Es folgen ein paar Küsse und Schmatzgeräusche. Jan bekommt einen steifen Schwanz und besorgt es sich gleich vor dem Spiegel. Diesmal nicht für die Medizin, sondern für den Abfluss. Jan zieht sich wieder an. Mit prüfendem Blick verlässt er den Nassraum und geht zurück zur Rezeption. Frau Hammes, irgendwie fühle ich mich nicht recht wohl. Vielleicht ist es ein Magen-Darm-Virus oder ich habe etwas Falsches gegessen. Ich muss meine Spende heute zurückziehen. Ich hoffe, das geht in Ordnung. Aber ich muss jetzt auf schnellstem Wege nach Hause. Oh, Herr Kessler. Das tut mir aber leid.  Soll ich Ihnen ein Taxi rufen? Aber ich habe gleich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. So lange waren Sie noch nie auf Toilette. Das geht bei Ihnen ja immer ganz schnell. Taxi? Nein, das ist nicht nötig. Ich habe den Wagen unten geparkt. Danke, nochmal und entschuldigen Sie mich bei Schwester Gaby.
Jan nimmt die Treppe und rast nach unten. Auf der Straße angekommen atmet er erst einmal tief durch. Vielleicht sollte er seine Eltern tatsächlich zu Großeltern machen. Ab sofort immer dafür und nicht drei Tage Enthaltsamkeit üben, im Gegenteil. Drei Tage lang ständig Sex  und die anderen vier Tage der Woche fast ständig Sex. Er drückte auf Rückruf Monique, ich bin’s. Wo ich war? Ich war gerade mit meinem Arbeitskollegen Max einen Kaffee trinken. In dem Laden auf der Ecke. Als du anriefst war ich gerade auf Toilette, das Handy hatte ich auf dem Tisch liegenlassen. Also, was gibt’s so Tolles? Ich habe übrigens Zeit. Unsere meetings gibt’s nicht mehr. Die Chefin hat ein neues Seminar über Mitarbeiterführung gemacht, jetzt gibt es eine neue Strategie. Mehr Homeoffice. Ja, super. Finde ich auch. Heute abend essen gehen? Ja von mir aus. Okay, 19:30 Uhr bei Enzo, aber dann erzähst du mir alles. Und ich erzähle dir was zum Homeoffice. Bis später. Jan geht zu seinem Fahrad. Während er es aufschließt guckt er an der Fassade hoch. Oben am Fenster der Samenbank steht Schwester Gaby. Jan winkt.

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