Tageblog 28. September 2016

28. September 1571  Geburtstag Caravaggios

 

Madonnalittchen!

Wieder ein Auftrag für ein Altarbild. Die Muttergottes mit dem Christuskind auf dem Arm. Caravaggio war glücklich, denn er hatte das perfekte Modell für diesen Auftrag heute morgen auf der Straße gesehen, als er nach einer rauhen Nacht auf dem Nachhauseweg war. Lena, die Göttliche! Sie war so schön, wenn sie nachts mit den Freiern um die Häuser zog. Er hatte auch schon einmal das Vergnügen gehabt. Aber wie sollte er sie zum Modell-stehen überreden? Tagsüber kümmerte sie sich um ihren kleinen Sohn und nachts arbeitete sie. Caravaggio hatte eine Idee. Sie war ja als Gottesmutter perfekt! Mit ihrem Sohn  auf dem Arm würde sie die Aufgabe bestimmt annehmen. Er hätte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Da er aber kein Geld hatte, um sie zu bezahlen, musste er sich einen Deal überlegen. Da er weder kochen konnte noch etwas besaß, womit er sie hätte bestechen können, kam ihm die Idee mit dem Babysitten. Er würde ein paar mal auf den kleinen Lorenzo aufpassen, wenn Lena einmal etwas ohne ihn unternehmen wollte. Er blickte sich um, das Atelier schien dafür natürlich nicht der richtige Ort zu sein. Er würde mit dem kleinen Kerl einfach durch Rom marschieren. Stundenlang. Davon wird er bestimmt so müde, dass er schnell einschläft. Dann würde er ihn schnell in’s Atelier bringen, auf dem Sofa ablegen und ihn zeichnen. Noch eine Fliege für die Klappe. Er konnte es gar nicht abwarten, Lena den Vorschlag zu machen. Er rannte aus dem Haus in Richtung ihres Reviers. Er setzte sich auf eine Bank und beobachtete die Menschen, die sich auf dem Platz aufhielten, ihn überquerten oder in den Geschäften am Weg etwas einkauften. Es war früher Abend und Lena würde bestimmt bald hier vorbei schlendern. Da sah er sie schon, eingehakt bei ihrer Kollegin Filide. Die könnte ihm auch gefallen. Er winkte und die Frauen kamen auf ihn zu. Er unterbreitet Lena seinen Vorschlag. Sie ist angetan, aber auch etwas skeptisch, ob er als Babysitter wirklich geeignet ist. Filide ist neidisch. Ich könnte auch gut mal einen freien Tag gebrauchen. Willst du mich nicht auch mal malen und dafür meine kleine Tochter beaufsichtigen? Caravaggio denkt an den Folgeauftag: Judith und Holofernes. Sie war tasächlich eine Judith. Er nickte. Warum nicht? Es musste irgendwie klappen.
So began eine für alle Seiten fruchtbare Zusammenarbeit. Caravaggio malte wundervolle Bilder mit seinen schönen Modellen, die Kinder gewannen Caravaggio dermassen lieb, dass er auch ohne babysitten zu müssen oft zum Essen eingeladen wurde. Die Frauen hatten einige Tage zur freien Verfügung. Eine win-win Situation.
Leider machte die Verwicklung Caravaggios in einen Streit mit Todesfolge dem Idyll ein Ende. Er musste aus Rom fliehen. Die beiden Frauen hatten aber Gefallen an dem Nebenjob gefunden und suchten sich andere Maler, denen sie Modell stehen konnten. An Caravaggio reichte aber niemand heran. Weder in der Kunst noch beim Babysitten.

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