Tageblog 24.September 2016

24. September 2014  „Alternativer Nobelpreis“ an Edward Snowden und Alan Rusbridger

 

Für Moses

Lieber Edward Snowden,

ich bete jeden Abend und bitte Gott um Hilfe für Menschen oder Situationen, von denen ich glaube, dass sie Hilfe brauchen. Seit einiger Zeit bete ich auch für Sie. Anfangs war ich skeptisch und gehörte zu den Zweiflern, die so gerne glauben wollten, dass das System nicht betrügt. Mittlerweile glaube ich aber, dass Sie etwas zur Rettung der Menschheit beigetragen haben. Wir können jetzt über einige Zusammenhänge Bescheid wissen, wenn wir nur wollen. Wir können mit diesem Wissen Umstände beseitigen oder boykottieren, wenn wir nur wollen. Viele wollen aber nicht Bescheid wissen. Sie versperren Augen, Ohren und Mund und lassen alles weiterlaufen. Die, die so denken wir Sie, werden als Weltuntergangsverkünder verschrien. Warnungen sind in der Geschichte schon so oft ungehört verhallt. Sollten sich im Nachhinein die Ankündigungen doch als richtig herausgestellt haben, werden die Mahner als Märtyrer verehrt. (Im schlimmsten Fall gibt es dann ein Musical a lá Jesus Christ Superstar). Eigentlich möchte ich Ihnen das ersparen, habe aber das Gefühl, so könnte es enden. Ihr Opfer ist riesig, sie haben ähnlich wie Jesus mit dem Leben bezahlt.  Ich komme mir vor wie einer ihrer Jünger, der ihre Geschichte in die Welt trägt und für Verständnis wirbt und versucht, andere zu überzeugen. Das gelingt nicht immer, aber ich mache kleine Fortschritte. Ich glaube an das persönliche Gespräch. Für jede überklebte Kamera am Laptop und für jeden Verzicht auf WhatsApp oder Facebook stelle ich eine Kerze auf. In meiner Kirche gleich um die Ecke, da muss ich jetzt wieder hin. Der Küster musste schon Kerzen nachordern, hihi. So ganz erfolglos bin ich doch nicht.
Schade, dass man Sie an`s Kreuz genagelt hat. Ich bin entäuscht von der Regierung in Deutschland, die Sie nicht als Zeugen vor Gericht anhören will. Ich bin enttäuscht vom amerikanischen Präsidenten, der Sie nicht begnadigen will. Ich bin begeistert von Oliver Stone, der einen Spielfilm über Sie gedreht hat, der uns die Situation gut vor Augen führt. Darum bete ich jetzt auch für ihn. Damit er noch lange weitermachen kann mit seinen kritischen Filmen.
Lieber Edward Snowden, alles Gute für Sie. Ich hoffe, Sie kommen klar mit Borschtsch, Plinis und Wodka und einem Leben, dass nicht mehr Ihres zu sein scheint. Ich bete für Ihr Leben in Freiheit.

Ihr Thomas

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