Tageblog 29. Oktober 2016

29. Oktober 2015   China schafft die Ein-Kind-Politik ab. Künftig sind allen Paaren zwei Kinder erlaubt

Familienpolitik

Chen Lu und Tian starren entsetzt auf das Röhrchen. Schwanger! Tian nimmt seine Frau in den Arm. Sie weint. Vielleicht finden wir ja eine Lösung. Beruhige dich. Lass‘ uns in Ruhe nachdenken. Er küsst Chen Lu und bereitet ihr ein bequemes Lager auf ihrem Bett. Ihr Sohn Ni schläft nebenan. Tian schließt die Tür und legt sich neben seine Frau. Sie beginnen ein Liebesspiel. Schwer atmend und erschöpft liegen sie dann nebeneinander. Die Hände ineinander verschränkt. Tian spricht als Erster Ich habe eine Idee. Sobald man dir die Schwangerschaft richtig ansieht, fährst du zu deiner Schwester auf’s Land. (bis dahin probieren wir alle Liebesstellungen aus, die wir noch kennenlernen wollen). Wir erzählen den Leuten hier, du musst zu deiner Schester um sie zu pflegen, weil sie schwer erkrankt ist. Du bringst das Kind dort zur Welt und lässt es dort. Als Kind deiner Schwester. Die muss sich dann eine Zeitlang Kissen unter das Kleid stopfen. Dich brauch man da ja gar nicht zu sehen Du bleibst im Haus. Ich glaube das würde deiner Schwester gefallen, wo sie doch selbst keine Kinder bekommen kann. Unser Kind bleibt in der Familie und wir können es so oft sehen wir wir wollen. Wie findest du das? Chen Lu weint und nickt Ich rufe meine Schwester gleich morgen an.
Die Schwester ist einverstanden. Als man die Schwangerschaft kaum mehr verheimlichen kann, macht Chen Lu sich auf den Weg. Sie verbringt die letzten Monate im Haus und bringt ohne Komplikationen eine Tochter zur Welt. Sie bleibt nur wenige Tage bei Ling und kehrt dann in die Stadt zurück.  Es dauert nicht lange, und Chen Lus Periode bleibt wieder aus. Maylin hat schon signalisiert, sollte der Fall wieder eintreten, würde sie uns noch einmal helfen. Sie darf auf dem Land zwei Kinder haben, wenn das Erstgeborene ein Mädchen ist. Ich rufe sie an. Tian nimmt seiner Frau das Telefon aus der Hand und küsst sie überall. Sie umarmt ihn und flüstert in sein Ohr Jetzt sind unsere Tage gezählt. Ungezügelten Sex bis ich zu meiner Schwester fahre, aber dann müssen wir wirklich aufpassen. Dann muss das mit der Verhütung klappen. Aber bis dahin…
Nachdem Chen Lu ihr zweites Kind bei Maylin zur Welt gebracht hat und es im Haus ihrer Schwester zurückgelassen hat, beschäftigt sie sich mit der Verhütungsfrage. Die Spirale die allen Frauen eingestzt werden soll, nachdem sie das erste Mal geboren haben, konnte sie erfolgreich abwehren. Obwohl das Dokument, dass man dann bekommt, der Ausweis für das Kind ist und damit ein Platz an einer Schule bedeutet. Ohne Dokument keine Schulbildung. Jetzt könnte sie sich eine Sterilisation vorstellen. Sie darf einfach, wenn es nach der Regierung geht, keine Kinder mehr bekommen. Bevor sie sich die Spirale einsetzen lässt, die viele Beschwerden verursachen kann, wäre eine Operation, die zur Unfruchtbarkeit führt, auf Dauer die besserere Lösung. Dafür gibt es auf jeden Fall das Ausweisdokument. Sie entschließt sich zu dem Eingriff.
Das Leben von Chen Lu und Tian ändert sich. Chen Lu ist durch die Operation in eine Depression geraten. Der Gedanke an Sex scheint so weit weg wie die Planeten des Sonnensystems. Sie fühlt sich oft müde und reizbar. Tian ist enttäuscht. Er will seine lebenslustige, sexhungrige Frau wieder haben. Die scheint aber mit ihrer Gebärmutter verschwunden zu sein. Nach der Arbeit kommt Tian jetzt oft nicht mehr direkt nach Hause, sondern geht noch mit seinen Arbeitskollegen aus.
Als Tian an diesem Abend nach Hause kommt, steht der Krankenwagen vor dem Haus. Sein Magen krampft zusammen. Er läuft zum Aufzug und fährt in den fünften Stock. Seine Wohnungstür ist offen. Fremde Menschen laufen darin hin und her. Niemand beachtet ihn. Er sieht das offene Fenster und schreit. Alle drehen sich zu ihm um. Er guckt durch alle durch. Die Wohnung sieht aus wie immer. Auf dem Küchentisch liegt noch die Zeitung. Er liest die Überschrift Regierung will Ein-Kind-Politik abschaffen. Bald ist es jedem Paar erlaubt, zwei Kinder zu haben. Er hört eine Stimme, die wie durch Watte zu ihm dringt Sind Sie der Ehemann?

 

 

 

 

 

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