Tageblog 6. Dezember 2016

6. Dezember   Hl. Nikolaus

6. Dezember  Nationalfeiertag Finnland  unabhängig von Russland seit 1907

 

Gerdalicht

Der Nikolaus ist wieder on tour. Wie jedes Jahr hat er die ganze Welt bereist, um den Kindern in der Nacht von dem 5. auf den 6. Dezember Geschenke oder eine Rute zu bringen, je nachdem. Seinen Gehilfen, Knecht Ruprecht, hat er schon zu Hause abgeliefert. Nikolaus ist auf dem Nachhauseweg. Zum Glück ist in Finnland heute alles blau weiß geschmückt, da erkennt er auch von der Luft aus, das er bald da ist. Heute will er noch in Lappland ankommen. Dort muss er seine Rentiere  abgeben, die er natürlich für die kurze Zeit des Jahres, an denen er sie braucht, gemietet hat. Der Schmuck, den die Tiere tragen, hat Nikolaus ebenfalls im „Christmas Store“ geliehen und kann sie jetzt zurückgeben. Leider sind zwei der Glöckchen, die am Geschirr festgemacht sind, zerbrochen. Dafür muss Nikolaus Strafe zahlen. Das macht er aber gerne, denn der „Unfall“ bei dem die Dekoration zu Bruch ging, hat er in bester Erinnerung:
Zugegeben, ich war etwas abgelenkt, als ich mit meinem Schlitten über das Land zog. Knecht Ruprecht war wieder voll schlecht gelaunt, weil die Kinder bei seinem Anblick immer schreien, wegrennen oder sich hinter den Erwachsenen verstecken. Sobald wir wieder im Schlitten saßen griff er zur Flasche. Wir haben nämlich zum Aufwärmen immer einen Vorrat an Alkoholica an Bord. Wir diskutieren dann über Sinn und Unsinn seiner Rolle und je betrunkener er wird, um so mehr trinke ich auch. So lenkte ich dann in Schlangenlinien, aber schön langsam!, den Schlitten durch die Nacht. Aber plötzlich blendet mich ein Licht. Gegenverkehr! Wer um alles in der Welt ist denn noch nachts am Himmel unterwegs? habe ich mich gefragt und laut fluchend mein Gefährt rumgerissen. Skidbladnir ist mir fast in die Seite gerauscht! Das von den Zwergen gebaute, zusammenfaltbare Schiff des Frey, der damit zu Wasser, zu Land und in der Luft unterwegs sein kann. Es ist so konzipiert, dass es von konstantem Rückenwind angetrieben wird. Normalerweise zeigt sich Frey nie in fremden Sphären und es war auch nicht Frey, der das Boot steuerte. Es war Gerda, seine sagenumwobene schöne Frau aus dem Geschlecht der Frostriesen. Was mich geblendet hatte, waren ihre Haare, die Luft und Wasser zum Leuchten bringen konnten. Nicht nur mein Schlitten, auch das sogenannte „Schneeschuhblatt“ war durch die Beinah-Kollision in’s Schlingern geraten und stehengeblieben. Da war dem Knecht Ruprecht endlich mal sein Jammern vergangen. Die riesige Gerda beugte sich über unseren Schlitten und zerdrückte mit ihren riesigen Eisglocken unsere Glöckchen. Sollte ich mich deswegen beschweren? Ihr Anblick wärmte uns durch und durch. Lieber Nikolaus, bitte verratet mich nicht. Ihr wisst bestimmt wer ich bin. Ich bin Gerda, die Tochter des Frostriesen Gymir und Frau des Sonnengottes Frey. Unsere Familien vertragen sich nicht, aber in der Adventszeit mache ich immer heimlich einen Abstecher zu meinen Eltern. Ich bin auf dem Rückweg und sehr in Eile. Deswegen habe ich euch auch erst im letzten Moment wahrgenommen.
Nein, das ist nicht so schlimm
versicherte ich und bot ihr einen Schnaps an. Zu dritt tranken wir dann einen auf die schöne kalte Jahreszeit.

Oh, ich muss los rief die Schöne mit Blick auf ihre Ice Watch hier nehmt ein paar Strähnen meiner Haare, die sollen immer für euch leuchten. Und schon war sie davongesaust.
Knecht Ruprecht war gerade im vorderen Teil unseres Schlittens, um die Schnapsflasche wieder wegzuräumen, sodass er von dem Geschenk gar nichts mitbekommen hat. Ich steckte es in meine Manteltasche und steuerte zufrieden gegen Lappland.
Nikolaus bezahlte die kaputten Glöckchen und macht sich auf den Weg nach Hause. Das ist tatsächlich im Ohrenberg. Sein Nachbar ist Santa Claus, der hat aber um diese Zeit auch eine Menge zu tun, meistens sehen sich erst an Silvester.
Als Nikolaus in seinem Ohrensessel sitzt, von dem der Berg den Namen hat, zieht er das Geschenk  der Gerda aus seinem Mantel. Ganz fahl glimmen die Haarsträhnen. Sie scheinen alle Leuchtkraft verloren zu haben. Schade, denkt Nikolaus, wahrscheinlich bringt die Göttin mit ihrem Körper die Haare zum Leuchten. Enttäuscht legt er die Haare um seinen Hals und geht vor die Tür, um eine Zigarette zu rauchen. Schon als er den ersten Schritt nach draußen macht, beginnt es um seinen Hals heller zu werden. Er nimmt die Strähnen und hält sie in die Luft. Tatsächlich färbt sich die Umgebung in Farben, die er noch nie gesehen hat. Deswegen gibt es auch keine Beschreibung, weil es noch keine Wörter für diese Farben gibt. Göttlich eben. Nikolaus nimmt die Haare wieder zusammen und geht in sein Haus. Er legt sie in eine besonders schöne Schachtel und immer wenn ihm der Sinn danach steht, nimmt er sie heraus und „entzündet“ das Gerdalicht.