Tageblog 24. August 2016

24. August 2016  Schulanfang NRW

 

Schulstraße

Ich wohne in der Schulstraße. Zehn Häuser weiter steht die Grundschule. Sechs Wochen lang war hier morgens eine himmlische Ruhe. Wenig Autoverkehr, Fußgänger auf dem Weg zur Bahnhaltestelle. Fußgänger und Radfarer sah ich immer mal wieder auf dem Weg zum Supermarkt. Einige Leute mit ihren Hunden.

Heute morgen ist alles anders. Wie die Heuschrecken fallen die schulpflichtigen Kinder mit ihren Eltern über die Straße her. Um die wenigen Parkplätze gibt es Gerangel. Die Eltern, die im absoluten Halteverbot stehen, bleiben am Auto stehen und winken ihren Kindern, bis diese vom Tor verschluckt hinter der großen Mauer ihrem Blick entschwunden sind. Zwischen 7:45 und 8:10 ist Großkampfzeit. Da komme alle. Die Nachzügler beobachte ich fast zärtlich von meinem Fenster aus. Obwohl ich es hasse, zu spät zu kommen, mag ich den Anblick derer, die es nicht geschafft haben. Irgendwie mitleidend male ich mir aus wie sie zögerlich vor der Klassentür stehen. Wie die Lehrerin bei ihrem Eintritt kurz den Kopf hebt und sie mit gesenktem Kopf am Lehrerpult vorbei auf ihren Platz huschen. Am ersten Tag nach der Ferien wird das noch freundlich übersehen, wenn es dann aber im Laufe des Schuljahres zur Gewohnheit wird, kann die Lehrerin nicht mehr an sich halten und kommentiert mit bösen Worten die Verfehlung.

Die Schulklingel, die zur Ferienzeit nicht abgeschaltet wird, macht wieder Sinn. Sie scheint auch noch lauter und schriller zu läuten, als würde sie sich über die Kinder und Lehrer, deren Takt sie jetzt wieder vorgibt, freuen.

Die Walking Frauen treffen sich, wenn sie ihre Kinder in der Schule abgeliefert haben, immer genau vor meinem Fenster, um sich über die letzten Stunden, die noch nicht miteinander geteilt wurden, auszutauschen. Immer genau vor meinem Fenster.

Zwischen halb neun und halb elf ist normaler Verkehr. Dann werden die Ersten schon wieder abgeholt. Am besten man geht in der Zeit zur Fußpflege oder zur Kosmetikerin,  für Kino ist es leider zu früh.  Als meine Kinder so klein waren, habe ich für Handarbeitsgeschäfte gestrickt, um mir das Beauty Programm leisten zu können. Viele Kinder gehen in die sogenannte Übermittagbetreung. Sie bleiben dann bis 15 oder 16 Uhr. Dann ist noch mal eine Menge los in der Schulstraße, wegen Parkplätzen und Lärm und so.

Wenn die Lehrerinnen und Betreuerinnen vor Hausnummer 4 ihre letzte Zigarette ausgedrückt haben, dann gehen auch sie nach Hause und es wird wieder ruhiger, bis morgen früh 7:45 Uhr. Ich freue mich auch auf die Herbstferien.